Die 9 Teamrollen für ein unschlagbares Team

Die 9 Teamrollen für ein unschlagbares Team

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Die Zusammenarbeit im Team wird von unzähligen sozialen Prozessen begleitet. Vielleicht erinnern Sie sich an ein vergangenes Teamprojekt und können direkt nachvollziehen, wie mikropolitisch es bei der Zusammenarbeit werden kann:

  • An wen wenden Sie sich mit welchen Einflusstaktiken, wenn Sie das OK für eine innovative Idee brauchen?
  • Bei welchem Ihrer Kollegen suchen Sie Unterstützung, um Ihren sturen Vorgesetzen vor dem Weg in die Katastrophe zu bewahren?
  • Was unternehmen Sie, wenn Sie mit einer Person aus Ihrem Team überhaupt nicht klarkommen und die Arbeit beiderseitig durch diesen Konflikt vollkommen lahmgelegt wird?

 

Für einen klaren Blick auf Zuständigkeiten und Struktur in sozialen Abläufen hat Meredith Belbin die 9 Teamrollen entwickelt. Diese Teamrollen treffen aber nicht nur auf die Zusammenarbeit in Unternehmen zu! Wenn Sie sich die Teamrollen weiter unten durchlesen, werden Sie in manchen sofort die Menschen aus Ihrem privaten Umfeld wiedererkennen und nach einigen Aha-Momenten Ihre Familie und Freunde besser verstehen!

 

Gerade bei Geschwistern wird deutlich, dass Menschen dazu tendieren, sich in Rollen zu positionieren. Und vor allem: Wenn eine Rolle schon besetzt ist, wird eine andere, häufig kontroverse Rolle eingenommen! (Der große Bruder als extrovertiertes Networking-Genie mit Rolex am Handgelenk –  der kleine Bruder als nachdenklicher Sozialist mit minimalistischem Lebensstil).

Die 9 Teamrollen nach Belbin

Natürlich besteht nicht jedes Team aus 9 Personen, sodass eine perfekte Aufteilung immer möglich wäre. Eine einzige Person kann außerdem durchaus mehrere Teamrollen erfüllen, sodass dieses Modell selbst für 2er-Teams hilfreich sein kann.

Müssen alle Rollen im Team abgedeckt werden? In der Theorie wäre dies optimal, in der Praxis eher selten. Sowieso ist die Ausgewogenheit zwischen den verschiedenen Rollen der Hauptfaktor für erfolgreiche Teamarbeit.

Kommunikationsorientierte Rollen:

 

  • Koordinator

Eigenschaften: sicher und vertrauensvoll

Aufgaben: arbeitet sehr zielorientiert, bringt den Entscheidungsprozess voran und hält die Zielstrebigkeit im Team aufrecht

Zulässige Schwächen: kaum eigene Ideen

  • Wegbereiter / Weichensteller

Eigenschaften: begeistert und extrovertiert

Aufgaben: stellt Kontakte her, bringt neue Ideen ein, stürzt sich auf Herausforderungen

Zulässige Schwächen: verliert das Interesse, wenn alles in der Spur ist

  • Teamarbeiter / Mitspieler

Eigenschaften: umgänglich, einsichtig und harmonisierend

Aufgaben: vermindert und löst Konflikte, fördert den Teamgeist

Zulässige Schwächen: nicht entscheidungsfähig bei Zerreißproben

Wissensorientierte Rollen:

 

  • Erfinder

Eigenschaften: fantasievoll, kreativ und unkonventionell

Aufgaben: löst schwierige Probleme, bringt kreative Lösungswege ein

Zulässige Schwächen: kann nicht gut führen, kommunizieren und sich an Regeln halten

  • Beobachter

Eigenschaften: besonnen, strategisch, scharfsinnig

Aufgaben: Input für Entscheidungen geben, Nüchternheit, Diskretion

Zulässige Schwächen: keine Inspiration und Motivation anderer

  • Spezialist

Eigenschaften: Einzelkämpfer, engagiert und im Thema

Aufgaben: Experten- und Hintergrundwissen einbringen

Zulässige Schwächen: leistet seinen Beitrag nur in seinem Bereich, hat keinen Blick für das „große Ganze“

 

Handlungsorientierte Rollen:

 

  • Perfektionist

Eigenschaften: sorgfältig, gewissenhaft und ängstlich

Aufgaben: kann Projekte vollständig planen; deckt Fehler und Engpässe auf

Zulässige Schwächen: übermäßig besorgt, kaum Bereitschaft zur Delegation von Aufgaben, kann sich im Detail verlieren

  • Umsetzer

Eigenschaften: diszipliniert, berechenbar, zuverlässig und aktiv

Aufgaben: setzt Ideen in die Tat um

Zulässige Schwächen: reagiert langsam auf neue Ideen

  • Macher

Eigenschaften: dynamisch, kreativ, fleißig

Aufgaben: Druck machen, Energie aufbauen, Hindernisse umgehen

Zulässige Schwächen: temperamentvoll und wenig konfliktscheu

 

Diese Rollen bewegen sich nach Beck und Fisch auf 3 Dimensionen:

 

  • Einflussnahme <———> Zurückhaltung
  • Offenheit <———> Abgrenzung
  • Aufgaben- und werteorientiert <———> nonkonform und emotional

Haben Sie schon herausgefunden, welche Rolle Ihnen am besten liegt? Schreiben Sie es unten in die Kommentare! Wir freuen uns auf Ihre Antworten.

Wofür können wir das Modell anwenden? Wie sieht die Praxis aus?

Schon beim Durchlesen kommt das Gefühl auf, das Verhalten anderer nun besser nachvollziehen zu können. Für einen absoluten Machertyp ist es schwierig, die Welt aus der Sicht eines Beobachters zu betrachten – und andersherum.

So gewinnen wir auch Einblick in unsere eigene Stellung: Häufig ist man auf seine eigenen Schwächen übermäßig fokussiert und vielleicht haben Sie nun erkannt, dass Ihre Schwächen auch Vorteile mit sich bringen. Vorteile, die für den Teamerfolg und für das Gelingen des sozialen Unterfangens entscheidend sein können.

Außerdem zeigt das Modell die Notwendigkeit von Vielfalt und von Konflikten auf. Sind immer alle einstimmig einer Meinung, bräuchte man kein Team – dann würde jeder für sich genauso entscheiden. Die besten Entscheidungen werden getroffen, wenn sich die unterschiedlichen Teamrollen aufeinander stürzen – denn dann erst entsteht Feedback, dann erst werden alle spezifischen Stärken der Teilnehmer einbezogen und nur dann kann das Team zu einer wirklich durchdachten Lösung gelangen.

Die 9 Teamrollen können Sie auch direkt in Ihrem Team besprechen. Dadurch wird:

  • jedem eine klare Aufgabe (die Erfüllung der Rolle) gegeben und damit das Verantwortungsgefühl gesteigert.
  • das Verständnis für das sozial unerwünschte Verhalten der anderen Mitglieder gefördert (es wird ja nur nach der Rolle gehandelt).
  • Potenzial für Teamentwicklungsmaßnahmen aufgezeigt.
  • Konfliktpotenzial vermindert. Bevorstehende Konflikte werden frühzeitig identifiziert und aus dem Weg geräumt.

 

Mögliche Problematiken bei Rollenungleichgewichten

Häufig sind die Rollen in Team nicht gleichstark besetzt. Es kann selbst eine Person gegen 2 Personen überwiegen (beispielsweise ein wirklich starker Macher gegen 2 Beobachter, davon ein hellgraues Mauerblümchen und eine dunkelgraue Ich-sag-nix-Maus).

Häufige Ungleichgewichte in Teams:

  • 1 Spezialist gegen 2 Macher (Macher legen los, das Expertenwissen wird vernachlässigt).
  • Der einzige Koordinator ist gleichzeitig ein Macher. Der Koordinator ist häufig eine Hierarchiestufe weiter oben. Verbunden mit der Macher-Mentalität werden Beobachter, Perfektionisten und Spezialisten meist übergangen.
  • 1 Beobachter ohne Teamspieler: Der Teamspieler verbindet die unterschiedlichen Charaktere miteinander. Fehlt er, setzen sich meist die sozial aggressiveren oder höherrangingen Teammitglieder durch.
  • 1 Spezialist, 1 Beobachter, 1 Koordinator, 1 Erfinder – aber keine Macher oder Umsetzer. Dann geht die Planung erst richtig los!