Generalisten vs. Spezialisten: Warum die Zukunft mehr Alleskönner braucht
- Selbstmanagement
Als Kind wird jeder häufig gefragt, was er oder sie denn später mal werden wolle. Doch viele Menschen können und wollen sich auch nach ihrer Kindheit noch oder auch nie festlegen auf einen einzigen Bereich, der ihre berufliche Zukunft bis zum Lebensende definieren soll. In diesen Menschen steckt häufig einfach ein Generalist.
Der Unterschied zwischen Generalist und Spezialist
Was unterscheidet einen Generalisten von einem Spezialisten? Und wo liegt die Grenze zwischen diesen beiden Lebensformen?
Kurz gesagt: Ein Generalist interessiert sich für viele Bereiche und übt gern unterschiedliche Tätigkeiten aus. Der Spezialist hingegen vertieft sich in seinen Bereich und wird zum absoluten Experten seines Faches.
Doch die Menschen sind nicht so starr, als dass man sie in nur 2 Kategorien einteilen könnte. Da benötigt man schon mindestens 4:
- Der vollkommene Spezialist lebt mit Tunnelblick auf seinen Fachbereich, nichts anderes dringt zu ihm durch.
- Der Spezialist mit Tellerrandblick vertieft sich ebenfalls in seinen Bereich, traut sich aber, ab und zu in andere Themengebiete hineinzuschauen.
- Der spezialisierte Generalist hat schon viele Bereiche durchgekämmt, sein Interesse aber in einem Bereich verstärkt (den er wie ein Spezialist beherrscht).
- Der vollkommene Generalist ist der Hase, der sich für keinen Weg entscheiden kann, und so auf der ganzen Spielwiese herumhoppelt.
Genauso wie es qualitative Unterschiede bei den Spezialisten gibt (Physik-Student vs. Albert Einstein), gibt es auch unterschiedlich ausgebildete Generalisten. Und da kommt sogar noch eine 5. Kategorie ins Spiel: Der gottgleiche Generalist. Mit breitem Interesse liest er sich täglich mindestens 6 Stunden durch seine Sachbuchsammlung und erhebt sich selbst zu einer neuen Kategorie von Mensch –zum Philosophen. Dies sind Alleskönner, die auch wirklich alles können , beispielsweise Leonardo Da Vinci und Elon Musk. Schon die Schwierigkeit, ein drittes Beispiel zu finden, zeigt die Rarität dieser Spezies auf.
Generalisten und Spezialisten in der Arbeitswelt
Spezialisten finden Sie dort, wo man Perfektion und Detail sucht. Beim Treppengang durch sämtliche gesellschaftliche Bildungsformen kommen am Ende fast immer hochspezialisierte Fachkräfte heraus.
Generalisten sind entweder Menschen, die nichts besonders gut können, oder die alles einigermaßen gut können. Letztere eignen sich für Führungspositionen, denn dort ist Koordination gefragt und keine Fokussierung auf eine spezialisierte Tätigkeit. Den typischen Beruf des Generalisten festzulegen ist aber unmöglich – denn er wechselt ihn ja ständig!
Die Zukunft des Generalisten ist stets ungewiss. Dadurch passiert es leider viel zu häufig, dass Sorgen und Zukunftsängste aufkommen (was verstärkt wird, wenn der Generalist seine Natur nicht erkennt und nicht akzeptiert). Der Spezialist hingegen liebt seinen Bereich und kennt ihn wie seine Hosentasche.
Auch für Unternehmen ist es deutlich sicherer, Spezialisten einzustellen – denn deren Profil ist klar. Generalisten sind schwerer zu greifen und zu verstehen. Sie haben keine klare Kante und sind daher schnell aussortiert. Nur Unternehmen, die eine größere Toleranz für Unsicherheit haben, trauen sich einen Generalisten ins Boot zu holen.
Die Zeit der Generalisten ist gekommen
Vor allem in Deutschland sitzt die Überzeugung tief – geradezu als unantastbares Gesetz der Arbeitswelt –, dass man sich spezialisieren muss. Doch die Welt hat sich geändert und das Fundament für das Generalisten-Dasein ist fester denn je.
Der Wandel in allen Branchen hat zugenommen. Mit immer rasanterer Geschwindigkeit brechen alte Strukturen auf und werden durch neue ersetzt. Wie schnell sich ganze Branchen auflösen, vernichtet durch neue Technologien und Informationssysteme, ist erschreckend.
Jetzt schweben weniger die Generalisten in Unsicherheit als die Fachleute. Denn was passiert mit jemanden, dessen Fachbereich auf einmal nicht mehr gefragt ist? Beispielsweise kann zukünftig ein Algorithmus eine genauere Diagnose liefern als der durchschnittliche Arzt mit seinen 5 Minuten Beratungszeit pro Patient. Dann stehen Sie da, den weißen Kittel durch jahrelanges, hartes Studium erarbeitet, und werden nicht mehr gebraucht.
Flexibilität ist die wichtigste Fähigkeit in Zeiten der Veränderung.
Und das spielt den Generalisten in die Karten. Sie sind spezialisiert auf Veränderung und können sich so leicht an die neuen Situationen anpassen.
Wir werden immer Menschen brauchen, die sich sehr gut in ihrem Spezialgebiet auskennen (es sei denn, künstliche Intelligenz wird zur Realität). Und wenn Ihr alter Job als Arzt wegfällt, dann können Sie vielleicht doch noch einen Job in der Forschung ergattern.
Wir benötigen das gesamte Spektrum – Generalisten und Spezialisten!
Hervorzuheben ist, dass die Zeiten vorbei sind, sich spezialisieren zu müssen. Wichtig ist, sich selbst genau unter die Lupe zu nehmen, und dann dem Interesse und der Intuition folgend das zu tun, was man eben tun möchte. Und ob man am Ende als Generalist oder Spezialist endet, ist zweitrangig.