Kreativitätstechniken: vom leeren Blatt zur innovativen Idee
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Damit Sie auch in diesen schwierigen Zeiten innovative Ideen aufs Papier zaubern können, stellen wir Ihnen ein paar Methoden zur kreativen Lösungsfindung vor.
Ein unbeschriebenes Blatt Papier, eine komplexe Aufgabenstellung, die eine neuartige Lösung erfordert – und ein leerer Kopf. Gerade in unsicheren Zeiten ist es eine besondere Herausforderung, frei und kreativ zu arbeiten und zu denken. Aber egal, ob Sie im Homeoffice oder im Büro arbeiten – jeder möchte seine Arbeitszeit nutzen, um möglichst viel zu schaffen. Was könnte Kreativitätsblockaden also besser vorbeugen als die richtige Technik?
Übung macht den Meister: Auch die Ideenfindung kann trainiert werden!
Um Kreativität entstehen zu lassen, muss ein Prozess vonstatten gehen, bei dem beide Gehirnhälften miteinander kommunizieren. Im Berufsalltag wird überwiegend die linke Hirnhälfte beansprucht, die für die Verarbeitung von Informationen, logisches Denken und auch die Sprache zuständig ist. Die rechte Hirnhälfte hingegen ist für Intuition, Emotionen und zu einem großen Teil auch für Ideenreichtum verantwortlich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass viele Ideensuchende gerade bei der Arbeit an ihre kreativen Grenzen stoßen. Kreativitätstechniken können dabei unterstützen, beide Hirnhälften gleichermaßen zu nutzen. Die mittlerweile über 3.000 bekannten Techniken folgen bei der Anwendung zumeist ein und demselben Ablauf. Auf Problemfindung und Zielsetzung folgen Suche, Bewertung und Auswahl von Ideen. Wurde die Entscheidung gefällt, gelangt man im letzten Schritt bestenfalls zur Lösung der ursprünglichen Problemstellung.
Methode 1: Freie Assoziationen für Freidenker
Bei den freien Assoziationen oder auch Intuitionen handelt es sich wohl um die bekanntesten Kreativitätstechniken. Hierbei geht es darum, dass Sie Ihren Gedanken freien Lauf lassen, ohne Kritik zu üben oder hohe Ansprüche zu stellen. Neben Mindmapping und Brainstorming zählt hierzu auch die „Destruktiv-Konstruktiv-Methode“, bei der zunächst Ansätze gefunden werden, die der Problemlösung im Weg stehen. Diesen werden dann möglichst positive und konstruktive Ideen gegenübergestellt. Arbeiten Sie lieber mit einer festen Struktur, bietet sich die Technik des „Starbursting“ an. Bei dieser Methode visualisiert man einen Stern mit sechs Spitzen, an deren Ende man jeweils eine der sechs W-Fragen (Was?, Wer?, Wie?, Wo?, Wann?, Warum?) findet und diese im nächsten Schritt beantwortet.
Auch jegliche Variationen des Brainwritings gehören zu den Kreativitätstechniken der freien Assoziationen und sind vor allem bei visuellen oder introvertierten Arbeitstypen beliebt. Die „6-3-5-Methode“ eignet sich besonders für kleinere Teams. Sechs Teammitglieder erhalten jeweils ein Blatt Papier mit je drei Spalten und sechs Zeilen. Jeder schreibt in die erste Zeile drei Ideen zur Fragestellung. Nach etwa drei bis fünf Minuten wird das Blatt an das nächste Teammitglied im Uhrzeigersinn weitergereicht. Der Nächste muss nun diese drei Ideen in der nächsten Zeile aufgreifen, ergänzen und weiterentwickeln und so erneut drei Ideen in Zeile zwei festhalten. Nachdem das Blatt fünfmal weitergereicht wurde, sind alle Kästchen des Blattes mit Ideen und Lösungsansätzen gefüllt. Die Namengebung der Methode ergibt sich aus den sechs Teilnehmern, die je drei Ideen produzieren und ihr Blatt dann fünfmal weitergeben.
Methode 2: Situationsabhängige Techniken für virtuelle Teams
Das Ziel situationsabhängiger Methoden ist es, Ideen möglichst unabhängig von Raum, Zeit und Personen finden zu können. Sie eignen sich gut für Teams, die sich nicht zeitgleich treffen können, für die Problemlösung aber länger Zeit haben. Hierfür gibt es beispielsweise die „Collective-Notebook-Methode“, bei der die Teammitglieder ihre Gedanken zur Fragestellung bestenfalls täglich auf einem analogen oder digitalen Arbeitsblatt festhalten. Nach zwei bis vier Wochen sichtet die Gruppe sämtliche Ansätze und entscheidet sich für einen Ansatz, auf dessen Grundlage dann das finale Ideenkonzept entwickelt wird.
Methode 3: Laterale Ideenfindung für Querdenker
Bei den Methoden des lateralen Denkens geht es um die Fähigkeit, Einfälle in verschiedenen Schienen zu entwickeln. Das bedeutet, Gedankensprünge und Assoziationen zuzulassen, Informationen subjektiv zu bewerten und selektiv weiterzuspinnen. Es darf auch gerne nach dem unwahrscheinlichsten Lösungsweg gesucht werden, um möglichst viele neue Sichtweisen zu sammeln. Ein Beispiel hierfür wäre die „6-Hüte-Methode“. Die sechs Hüte in unterschiedlichen Farben stehen jeweils für eine Sichtweise auf die entsprechende Problemstellung. Der Träger des weißen Hutes sammelt Informationen, ohne sie zu bewerten, und steht somit für Objektivität. Im Gegensatz dazu stellt der rote Hut Subjektivität, der schwarze Hut objektiv negative Aspekte wie Risiken oder Zweifel dar. Der gelbe Hut repräsentiert objektiv positive Ansichten und äußert realistische und erstrebenswerte Zielsetzungen möglichst sachlich. Für Wachstum und neue Ideen gibt es den grünen Hut, der blaue hingegen steht für Kontrolle. Im besten Fall haben alle Teammitglieder jeden Hut einmal auf, um anhand kreativer Denkprozesse möglichst viele Ideen zu generieren.
Methode 4: Techniken der Problemzerlegung
Für Methoden der Problemzerlegung ist es wichtig, eine Frage oder ein Problem ganzheitlich und möglichst übersichtlich darzustellen. Anhand der aufgezeigten Merkmale, Wechselwirkungen, Ziele oder Kriterien soll herausgearbeitet werden, wo noch Handlungsbedarf besteht. Ein Beispiel hierfür wäre die „KJ-Methode“, bei der möglichst viele Informationen auf Kärtchen gesammelt werden, um sie anschließend laut vorzulesen und in Gruppen einzuteilen. Kann ein Kärtchen keiner Gruppe zugeordnet werden, wandert dieses in eine höhere Kategorie. Wenn nur noch 10 Gruppenkärtchen übrig sind, können die verbliebenen Karten angeordnet und mit Kreisen oder Pfeilen in Verbindung gebracht werden. Eine derartige „Problemlandschaft“ mag nicht direkt zu einer Lösung führen, bringt jedoch Zusammenhänge zum Vorschein und kann die Ideenfindung so optimal vorbereiten.
Methode 5: Strukturierte Problemlösung mit Kombinationen
Bei der Kreativitätstechnik der strukturierten Problemanalyse handelt es sich um die „SIL-Methode“ welche Synergien von Kombinationen nutzt. Hierfür entwickelt erst jedes Teammitglied eine eigene Idee, die anschließend vorgetragen und gemeinsam mit möglichen Vorteilen versehen wird. Der Nächste macht dasselbe, damit die Gruppe im folgenden Schritt eine mögliche Kombination aus beiden Vorschlägen erstellen kann. Ein dritter Ansatz wird der kombinierten Idee schließlich noch hinzugefügt oder bildet mit einem der beiden ursprünglichen Vorschläge weitere integrierte Lösungen.
Methode 6: „Attribute Listing“ für Prozessinnovationen
Mit dieser Methode können Sie Ideen finden, die mit bereits vorhandenen Produkten oder Prozessen zusammenhängen. Zuerst wird beispielsweise ein Produkt in seine Einzelteile und Merkmale zerlegt. Im nächsten Schritt beschreibt man den Ist-Zustand dieser Merkmale – zum Beispiel das Material oder die Farbgebung. Im dritten Schritt wird nach Alternativen für die aktuellen Merkmale gesucht und diese werden aufgelistet. Im letzten Schritt werden die interessantesten Variationen ausgewählt und umgesetzt.
Methode 7: Visuelle Problemverfremdung und Synektik
Die bekannteste Methode, bei der eine gewisse Entfernung zum eigentlichen Problem hergestellt wird, ist die „Analogie“. Suchen Sie beispielsweise nach Ideen für eine aerodynamische Oberfläche, betrachtet man die Oberflächenbeschaffenheit von Vögeln. Die visuelle Synektik hingegen geht davon aus, dass bildliche Stimuli kreative Gedankengänge besonders fördern. Hierfür können Sie sich beispielsweise eine Reihe von weniger komplexen Bildern ansehen, um daraus eine mögliche Lösung abzuleiten.
Methode 8: Force-Fit und Forced-Relationship
Bei der „Force-Fit-Methode“ können Sie Ihren Assoziationsfluss mit Hilfe von Begriffen steigern, die möglichst wenig mit dem ursprünglichen Problem zu tun haben. Ein Team von fünf oder mehr Personen kann sich dazu in zwei Kreativteams und einen Schiedsrichter aufteilen. Team A nennt erst ein Substantiv, woraufhin Team B innerhalb von zwei Minuten eine Idee dazu entwickeln muss, die zum genannten Schlagwort passt. Der Schiedsrichter entscheidet, ob ein Lösungsansatz angenommen und am Ende im Plenum diskutiert und weiterentwickelt wird. Die „Forced-Relationship-Technik“ setzt ebenso auf das Prinzip der Problemverfremdung, kann aber auch allein durchgeführt werden. Zuerst wird ein Oberbegriff für die vorhandene Aufgabenstellung notiert, danach beliebige Substantive, die nicht mit der Aufgabe zusammenhängen. Daraufhin können Sie mögliche Wortkombinationen entwickeln, die Ihnen wiederum neue Ideen und Denkansätze eröffnen.
Fazit: Mit der richtigen Technik wieder produktiver arbeiten
Egal, ob bunte Hüte oder vollgeschriebene Notizblöcke: Mit all den unterschiedlichen Kreativitätstechniken, die ständig um neue Methoden und Modelle erweitert werden, wird auch ein leerer Kopf mit ein wenig Übung innovative Ideen generieren. So können Sie Kreativitätsblockaden sowohl im Alleingang als auch in Gruppen Schritt für Schritt in Angriff nehmen und wieder produktiver und glücklicher arbeiten.